SAECVLA SPIRITALIA 22
Silvia PFISTER: Parodien astrologisch-prophetischen Schrifttums, 1470-1590. Textform - Entstehung - Vermittlung - Funktion. 1990. 684 Seiten, 41 Abbildungen.
Lateinische und in den Volkssprachen überlieferte Texte, die bislang - wenn überhaupt - als »Spottpraktiken« oder »Spottvorhersagen« bekannt waren und als Ausdruck frühneuzeitlicher Kritik an Astrologie und Aberglaube galten, sind in Wahrheit als Parodien astrologisch-prophetischer Gebrauchsliteratur aufzufassen. Die Beispiele aus dem deutschen Sprachraum werden im Kontext umfassender historischer Bezüge analysiert, wobei neben gattungstheoretischen vor allem text-, druck-, vermittlungs- und sozialgeschichtliche Aspekte bedacht werden. Erstmals wird nachgewiesen, dass diese Texte einen Ausschnitt aus der auf den Prinzipien von prodesse und delectare, von schimpf und ernst beruhenden Literatur darstellen. Die untersuchten Texte kreisen um die Themen der allgemeinen Lasterschelte, der Kritik am Verhalten, das im Widerspruch zu obrigkeitlichen Ordnungsmaßnahmen steht sowie der kontroversen Beschäftigung mit der frühneuzeitlichen Astrologie. Der Arbeit liegt ein auf umfassenden Recherchen beruhendes Textkorpus zugrunde, das bibliographisch genau erfasst, durch Abbildungen vergegenwärtigt und durch ein Register erschlossen wird.
»Die Schlagworte des Untertitels werden gründlich aufgearbeitet und die Schlußfolgerungen sind konzise vorgetragen. Einer systematischen Erfassung aller überlieferten Textzeugen folgen exemplarische Auswertungen. [...] Im Anhang befinden sich sachkundige bibliographische Druck- und Handschriftenbeschreibungen. Die St. ist sehr sorgfältig angelegt und geht mit ihren Ergebnissen ehrlich um.«
RH. in Archiv für Reformationsgeschichte. Beiheft Literaturbericht 20/1991.
»Von der Struktur her ist das Werk Pfisters besonders zufriedenstellend, bietet es neben dem üblichen Apparat, dem ein sehr umfangreicher, thematisch im Grunde auch unentbehrlicher Abbildungsteil angeschlossen ist, eine wertvolle, ins Detail gehende Druck- und Handschriftenbeschreibung, die dem Bibliographiker wertvolles Material an die Hand gibt. Formal gesehen wirken sich die Einzelresumées am Ende der jeweiligen Kapitel günstig aus, hat das Buch doch auch die Funktion eines Nachschlagewerkes, das dem Interessenten einen raschen Zugriff auf verschiedene Inhalte bietet. Daneben lohnt es freilich, den stilistisch ansprechenden Text »durchzulesen«, eine Empfehlung nicht nur an die Germanisten, sondern auch an Wissenschaftshistoriker, insbesondere jene, welchen die Geschichte der Astrologie ein Anliegen ist.«
Helmuth Grössing in den Mitteilungen der Österreichischen Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften 11 (1991), Seite 90.
»Die Verf. führt mit sachbezogenem Überblick und stilistische gewandt durch den aspektreichen und dabei stringent aufgebauten Untersuchungsgang.«
Harry Oelke in Germanistik Jahrgang 1993, 2/3. Seite 588.
Siehe auch:
Poesis und Pictura. Studien zum Verhältnis von Text und Bild in Handschriften und alten Drucken. Festschrift für Dieter Wuttke.
sowie:
Stephan HEILEN: Konjuntionsprognostik in der Frühen Neuzeit ,
Ludger GRENZMANN: Traumbuch Artemidori,
Michel CHOMARAT: Bibliographie Nostradamus.