SAECVLA SPIRITALIA   2

Ludger GRENZMANN: Traumbuch Artemidori. Zur Tradition der ersten Übersetzung ins Deutsche durch W. H. Ryff.
1980. 284 Seiten, 15 Abbildungen.

Diese Arbeit handelt von der Renaissance eines antiken Textes, der Oneirokritika des Artemidor in deutscher Sprache (Straßburg 1540) und seinem Weiterwirken in zahlreichen Auflagen durch mehrere Jahrhunderte. Am Beispiel dieses Traumbuches werden Verfasserschaftsprobleme, Plagiatsfragen, Kompilationstechniken, wirtschaftliche Autoreninteressen, Privilegien, Zielgruppenaspekte, Druckereiprobleme, Herstellungsfragen (Auflagen, Nachdruck, Reklame) untersucht, also allgemein bedeutsame Probleme der Herstellung und Verbreitung von Gebrauchsliteratur in der Frühzeit der Druckgeschichte sichtbar gemacht. Im Zusammenhang mit der Untersuchung der Zusätze zu diesem Traumbuch wie der Übernahme von Teilen durch andere Autoren kommen weitere Traumbuchtraditionen in den Blick, werden somit zugleich Vorarbeiten zu einer Geschichte des deutschsprachigen Traumbuches geboten. Im Anhang findet man ein chronologisches Verzeichnis der Ausgaben von Ryffs Traumbuch und der Fortsetzungen, dessen Erben sowie von Samuel Emmet, eine synoptische Tabelle, eine Variantenliste sowie Verzeichnisse und Register.

»... eine außerordentlich kluge und vielschichtige Arbeit, die auf jeder Seite durch ihre Solidität überzeugt und gleichzeitig sehr attraktiv geschrieben ist. «
Fidel Rädle in arcadia Band 19. 1984, Heft 1, Seite 83f.

»Auf mehreren ineinander integrierten Ebenen geht Grenzmann die Überlieferungsgeschichte des deutschen Traumbuch Artemidori an. Eine erste, textgeschichtliche Ebene weist Ryffs Traumbuch von 1540 als früheste landessprachliche Teilübers. des 1539 von Janus Cornarius angefertigten lat. Version aus, die auf den 1518 erschienenen griech. Erstdruck von Artemidors Oneirokritika zurückgeht, und verfolgt die Entwicklung der verschiedenen Auflagen bis 1753, wobei durch minutiösen Textvergleich sprachkritisch die Gesichtspunkte der Bearbeitung durch Ryff herausgearbeitet, das gesellschaftliche Umfeld des Verfassers der von 1554 an regelmäßig als Zusatz erschienenen Erinnerung Melanchthonis dargestellt sowie als (ungenannter) Urheber der vollständigen Übers. von 1570 Michael Beuther wahrscheinlich gemacht wird. Eine druchereigeschichtliche Ebene befaßt sich mit den Verlegern des Traumbuch Artemidori: Balthasar Beck, Becken Erben, Samuel Emmel, Theodosius Rihel und Christoph von der Heyden in Straßburg, Johann Schröter in Basel sowie Georg-Heinrich Frommann, August Martini und Johann Gottfried Dyck in Leipzig. Eine weitere Ebene hält die bibliographischen Angaben der 35 von Grenzmann verfaßten Auflagen des Traumbuch Artemidori fest und erstellt eine relative, teils auch absolute Chronologie der undatierten Ausgaben.Weiterhin werden die direkten Einflüsse des Traumbuch Artemidori auf andere Gattungen zeitgenössischer Traumbuchlit. herausgearbeitet und eine riesige Verbreitung dieses Buches nachgewiesen. Grenzmann hat einen gelungenen Versuch unternommen, eine Gattung frühneuzeitlicher Gebrauchslit. von vielerlei Geischtspunkten aus zu untersuchen, ein umfassendes Bild davon zu zeichnen und einen vielschichtigen zeitlichen Kontext herzustellen.«
Christoph Weißer in Germanistik. 22. Jahrgang 1981, 3/4, Seite 713f.

Siehe auch:
Silvia PFISTER: Parodien astrologisch-prophetischen Schrifttums.
Michel CHOMARAT: Bibliographie Nostradamus.

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