SAECVLA SPIRITALIA 45
Joachim KNAPE: Bildrhetorik. Redaktion Elisabeth GRÜNER. 2007. 504 Seiten, 103 Abbildungen.
Die Rhetorik von Bildern, ihre Wirksamkeit und ihr Einfluss ziehen heute immer stärker das Interesse von Öffentlichkeit und Forschung auf sich. Die fünfzehn Beiträge des Bandes leuchten diese Problematik unter verschiedenen Gesichtspunkten aus. Voran stehen theoretische Überlegungen zur Frage, was unter Bildrhetorik systematisch zu verstehen ist und wie Bildrhetorik historisch aufgefasst wurde. Es folgen bildanalytische Beiträge, die einen Bogen von der Kunst der frühen Neuzeit bis hin zur modernen Photographie schlagen und bildrhetorische Konzeptionen konkretisieren.
Unterteilt in die Abschnitte Theorie, Theoriegeschichte und bildrhetorische Analysen enthält der Band Beiträge von Lambert Wiesing, Klaus Sachs-Hombach & Maic Masuch, Christian Doelker, Ulrich Heinen, Nadia J. Koch, Gert Ueding, Frank Büttner, Sergiusz Michalski, Áron Kibédi Varga, Raphael Rosenberg, Wolfgang Brassat, Carsten-Peter Warncke, Heinz J. Drügh, Wolfgang Ullrich, Anne Ulrich und Joachim Knape.
»Zweifellos werden die hier gegebenen Anregungen in Zukunft eine große Bedeutung haben, denn vergleichbare Überlegungen sind wohl an keiner anderen Stelle zu finden, obwohl Rhetorik gerade in der Kunstgeschichte seit Jahren hoch im Kurs steht.«
Christian Hecht in der Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Heft 53/1, Jahrgang 2008-10-22
»”Ein Bild sagt mehr als tausend Worte” — nicht immer, aber gerade die politische Propaganda und die kommerzielle Werbung bedienen sich gerne sprechender Bilder, um ihre Botschaft persuasiv beim Adressaten zu placieren. Doch wie funktioniert die bildmässige Beeinflussung? Die erst in ihren Anfängen stehende und deshalb noch einer klaren Definition entbehrende wissenschaftliche Disziplin der Bildrhetorik befasst sich mit den Wirkungsmechanismen von Bildern. Das Tübinger Seminar für Allgemeine Rhetorik veranstaltete im Jahr 2002 eine Expertentagung, deren Diskussionsbeiträge nun als 45. Band der von Dieter Wuttke herausgegebenen Reihe saecvla spiritalia in gedruckter Form vorliegen. Joachim Knape, Ordinarius des besagten Instituts, liefert in seiner Einführung neben grundsätzlichen Überlegungen zum Fach eine konzise Zusammenfassung der fünfzehn Aufsätze, die sich einerseits mit Fragen der Theorie(geschichte) auseinandersetzen, andererseits spannende bildrhetorische Analysen bieten.
So macht der Zürcher Medienwissenschaftler Christian Doelker rhetorische Kniffe wie Übertreibung, Andeutung und Verfremdung in Werbebildern fest, während Wolfgang Ullrich (Karlsruhe) und Anne Ulrich (Tübingen) am Beispiel von Heidegger und Berlusconi untersuchen, wie Fotografie für die manipulative Selbstdarstellung dienstbar gemacht werden kann. Der Einfluss der antiken Rhetorik auf die frühneuzeitliche Kunsttheorie (insbesondere Alberti), aber auch auf die französische Klassik bildet den Gegenstand mehrerer Erörterungen, wobei sich ein roter Faden bei der Lektüre herausschälen lässt: Rhetorische Bilder lösen beim Betrachter ein physisches Erleben (Affekte) aus. Die Wirkung beruht nicht selten auf augenfälligen, prononcierten oder topischen Körpergebärden, die allgemeinverständlich sind und – ganz im Sinne von Aristoteles – als symbolhaft-pathetische Zeichen funktionieren.«
Lucia Angela Cavegn in der NZZ vom Dienstag, 26. August 2008.
»[Der Band] enthält eine Einleitung des Herausgebers (S. 9–34),
die nicht nur als ”starke” Lektüre des eingeleiteten Bandes dienen kann, sondern
das Thema ”Bildrhetorik/Medienrhetorik” insgesamt luzide exponiert. [...]
In fünfzehn überzeugend, zum
Teil auch polemisch formulierten Punkten, Thesen im alten Sinn des Wortes,
plädiert er für eine ”präzise Definition des Gegenstands, mit entsprechenden
disziplinären Folgen” (S. 8), wobei auch die notorischen Begriffsunschärfen
in der aktuellen Rhetorikforschung und ihr weites Feld zwischen Persuasionstheorie
und historischen ”Rhetoriken” nicht ausgenommen bleiben. [...]
In der Theorie und in den Einzelbeiträgen zum Thema leiste[t]
d[er] hier vorgestellte [Band] viel. Er sei deshalb der einlässlichen,
fortführenden Lektüre nachdrücklich empfohlen.«
Helmut Schanze RHETORICA Band 28.1 (2010) Seiten 110ff
»Der Band stellt insgesamt ein faszinierendes Kompendium all der wissenschaftlich
fass- und erfassbaren Möglichkeiten von »Bildrhetorik« vor, die der augenblickliche
Forschungsstand zur Bildrhetorik zu bieten hat. Zugleich gibt er kaum zu unterschätzende Impulse für weiterführende Studien und insbesondere auch für andere Fachdisziplinen. Nicht nur die sprachlichen Künste, sondern auch die Tonkunst mit ihrer
Bild- und Symbolhaftigkeit sowie der musikalischen Rhetorik, dazu die Tanzkunst
mit ihrer Ausdrucks- und Gebärdensprache&xnbsp;– insgesamt leider ein Desiderat des Bandes&xnbsp;– sind hier zu nennen. Von solchen interdisziplinären Ansätzen und Anstößen
kann die Wissenschaft nur profitieren. Joachim Knape schrieb zudem ein modellhaftes
Vorwort und führt in die einzelnen Beiträge kompetent und mit sicherem Gespür für
Wesentliches ein. Ein ausführliches Register zu Namen und Sachen bereichern das
Kompendium zusätzlich.«
Hermann Jung in der Bibliographie zur Symbolik, Ikonographie und Mythologie 40/2007 Seiten 63-65.
Vom gleichen Autor:
»Historie« in Mittelalter und Früher Neuzeit. Begriffs- und gattungsgeschichtliche Untersuchungen im interdisziplinären Kontext.
Dichtung, Recht und Freiheit. Studien zu Leben und Werk Sebastian Brants 1457-1521.
Kunstgespräche. Zur diskursiven Konstitution von Kunst.
Sowie: Poesis und Pictura. Studien zum Verhältnis von Text und Bild in Handschriften und alten Drucken. Festschrift für Dieter Wuttke.
ARTIUM CONJUNCTIO. Kulturwissenschaft und Frühneuzeit-Forschung. Aufsätze für Dieter Wuttke.
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