SAECVLA SPIRITALIA   51


Dieter WUTTKE: Fokus Panofsky.
Beiträge zu Leben und Werk von Erwin Panofsky.

Mit Ergänzungen zur Korrespondenz und der erneut erweiterten Panofsky-Bibliographie 1914 bis 1969/73. Herausgegeben von Petra Schöner. 2018. XIV, 658 Seiten, 120 sw, 19 farbige Abbildungen. ISBN 978-3-87320-451-5

2018, fünfzig Jahre nach seinem Tod und beinahe einhundert Jahre, nachdem er die Einladung erhalten hatte sich an der 1919 neugegründeten Universität Hamburg zu habilitieren, ist Erwin Panofskys Rang als einer der bedeutendsten Kunsthistoriker des 20. Jahrhunderts unbestritten. Die Wirkung seines Œuvres ist über die Kunstgeschichte hinaus in allen Geistes- und Kulturwissenschaften spürbar — nicht zuletzt wegen seines transdiziplinären Ansatzes, seiner mühelos wirkenden Einbeziehung von Geschichte, Philologie, Philosophie und anderen Disziplinen in die kunstwissenschaftliche Forschung.
In den zwanzig Beiträgen des vorliegenden Bandes ist diese Form der Transdiziplinarität, besonders die in Panofskys Werk verwirklichte Symbiose von Kunstwissenschaft und Philologie, der Schwerpunkt, um den die Einzelthemen kreisen. Dass jene Transdisziplinarität sich nicht von selbst einstellte, inwieweit sie maßgeblich für die Entwicklung von Ikonographie bzw. Ikonologie war, welche Voraussetzungen Panofsky dafür mitbrachte und welche Einflüsse auf ihn wirkten, hat Dieter Wuttke in akribischer Forschung zu den Werken, aber auch zum Lebensweg des großen Kunsthistorikers herausgearbeitet. Der Leser erhält einen kursorischen Überblick über Panofskys Leben und Werk, vertieft durch eine Einführung in die Themen der umfangreichen Panofsky-Korrespondenz. Diese erhält einige Ergänzungen, von denen zwei, den Briefverkehr mit Franz Schoenberner betreffende Trouvaillen besonderer Aufmerksamkeit wert sind.
Die Verbindung von kunstwissenschaftlicher und historischphilologischer Methodik machte Panofskys Arbeiten wegweisend und förderte bei jenen, die sie wie Dieter Wuttke in der Nachfolge Panofskys anwenden, Überraschendes und Neues zutage. Ein Kapitel Panofsky-Anekdoten aber zeigt den anderen, den gewitzten, erzählfreudigen Kunsthistoriker. Mit dem durchaus Panofsky-kritischen Kapitel über dessen Rezeption des berühmten Diktums "Der liebe Gott steckt im Detail" lenkt Wuttke nicht nur auf das mehrfach im Band verhandelte Thema "Panofsky und Warburg" zurück. Vielmehr bietet er zugleich eine Lösung für die Frage an, ob nun Warburg als der Erfinder des Diktums anzusehen ist oder nicht.

Inhaltsverzeichnis (pdf durch die Deutsche Nationalbibliothek.)
Errata (Stand: Mai 2019) finden Sie hier.

»Dass dieser Sammelband in allen einschlägig sammelnden wissenschaftlichen Bibliotheken zur Verfügung stehen muss, steht außer Zweifel...«
Klaus Schreiber auf Informationsmittel (IFB)

Dieter Wuttke, geboren 1929, Philologe sowie Kultur- und Kunsthistoriker, lehrte von 1957 bis 1962 Deutsch, Latein und Geschichte am Alten Gymnasium in Bremen, danach bis 1995 zunächst als Lehrbeauftragter, zuletzt als Ordinarius, Deutsche Philologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit an den Universitäten Bonn, Göttingen und Bamberg. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Erwin Panofsky, nicht nur mit dessen bahnbrechenden Werken, sondern auch mit dessen exzeptioneller Forscherpersönlichkeit. Wuttkes Arbeiten trugen seit den 1960er Jahren maßgeblich dazu bei, die durch Panofskys erzwungene Emigration unterbrochene Rezeption seines Werkes in Deutschland wieder in Gang zu bringen. Den Königsweg zum Verständnis der Person Panofskys öffnete Wuttke mit der Publikation der fünfbändigen Korrespondenz-Edition, die im Zeitraum zwischen 2001 und 2011 erschienen ist, 2014 ergänzt um den Band Kumulationen. In seinem Wissenschaftsverständnis, das ihn selbst zum Forschen und Lehren über Disziplingrenzen hinweg anregte und ihn schließlich zur Formulierung eines umfassenden Bildungskonzepts veranlasste, zählt er Panofsky zu seinen wichtigsten Lehrern.

Petra Schöner, geboren 1962, studierte in Bamberg Germanistik und Kunstgeschichte und und lernte dort das Werk Erwin Panofskys und seine Rolle für die moderne Kunstgeschichte kennen. Sie promovierte bei Dieter Wuttke mit einer Arbeit über Renaissance-Flugblätter. An der Edition der Erwin-Panofsky-Korrespondenz war sie als Forschungsassistentin beteiligt, ebenso als Mitarbeiterin an dem Band Kumulationen. Seither ist sie als Autorin, Lektorin und Herausgeberin im Bereich der Kulturwissenschaften tätig, immer wieder auch in Zusammenarbeit mit Dieter Wuttke.

50 years after his death Erwin Panofsky is unquestionable one of the most important art-historians of the 20th century. The effect of his oeuvre is noticeable beyond history of art in all humanities and cultural studies, not only because of his transdisciplinary approach. In the twenty articles in this book his transdisciplinary approach can be recognized in the symbiosis of history of art and philology as focus around which the individual topics circle. Panofsky's methodology made his work revolutionary.

Ausserdem von Dieter Wuttke:
Im Fokus: Warburg und Warburg-Kreis. Beiträge 1966 bis 2019.
Aby M. Warburg Bibliographie 1866-1995, Werk und Wirkung.
mit Björn Biester: Aby M. Warburg Bibliographie 1996 bis 2005.
Aby M. Warburg. Ausgewählte Schriften und Würdigungen.
Kosmopolis der Wissenschaft. E. R. Curtius und das Warburg Institute
transdisziplinär. Rezensionen 1960 bis 2021.
Sebastian Brant: Das Narrenschiff.
From Wolfram and Petrarch to Goethe and Grass. Studies in Literature in Honour of Leonard Forster.

sowie
Poesis und Pictura. Studien zum Verhältnis von Text und Bild in Handschriften und alten Drucken. Festschrift für Dieter Wuttke
ARTIUM CONJUNCTIO. Kulturwissenschaft und Frühneuzeit-Forschung. Aufsätze für Dieter Wuttke.

siehe ebenso:
Petra Schöner: Judenbilder im deutschen Einblattdruck der Renaissance: ein Beitrag zur Imagologie.

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