SAECVLA SPIRITALIA   27

Andreas MIELKE: Laokoon und die Hottentotten, oder über die Grenzen von Reisebeschreibung und Satire. 1993. x, 404 Seiten, 26 Tafeln.

Ästhetik und Rassismus gehen in der literarischen Konstruktion des deutschen Bildes vom »bestialischen« Hottentotten dem südafrikanischen Khoi-Khoi Hand in Hand. Diskursanalysen von Reiseberichten, Satiren und ästhetischen Schriften zwischen 1500 und 1800 dokumentieren diachronische und synchronische Diskriminierungsformen und werten ihre ästhetischen Bedingungen und Folgen aus. Widersprüchlichkeit und anachronistisches Festhalten an ästhetischen Traditionen werden dokumentiert und erläutert. Der satirische Topos der verkehrten Welt mit »verkehrten« Menschen wird als dominantes Motiv von trivialer Literatur und sublimer Ästhetik erkannt: Traditionell ästhetische Gattungsgrenzen werden durch gemeinsame ästhetische Diskriminierungen aufgehoben. – Im Appendix werden deutschsprachige Reiseberichte zum und vom Kap der Guten Hoffnung erfaßt. Eine weiterführende Bibliographie und Reproduktionen signifikanter Abbildungen ergänzen die engagierten imagologischen Untersuchungen, die durch ein Register erschlossen sind.

»Die wichtige und anregende Arbeit widmet sich einem vernachlässigten Thema, nämlich dem Bild der sogenannten »Hottentotten« (nicht allein politisch korrekt: Khoi-Khoin) in der deutschen Literatur zwischen 1500 und 1800. Sie tut dies im legitimerweise forcierten Bewußtsein, daß eine Studie zur Alterität in heutigen Zeiten der wiedererwachenden und schon wieder gewalttätig werdenden Xenophobie im deutschen Sprachraum einen mehr als aktuellen und in seiner kritischen Valenz nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Wahrnehmung des Fremden und im Umgang mit ihm darstellt.«
Wolfgang Neuber in Germanistik 35. Jg. 1994, 2, Seite 458f

»Mielkes Abhandlung erforderte das Versammeln und Durchdringen immenser Materialien aus mehreren Jahrhunderten. Das gegliederte Ganze liegt anschaulich vor dem Leser. Seine These arger Borniertheit und daraus resultierender Unmenschlichkeit Deutscher gegenüber einem kleinen farbigen Volk ist konsequent entwickelt, wobei die Eigenheiten jedes Jahrhunderts hervortreten. Voraussetzungen dafür sind die umfangreichen und soliden historischen und ästhetischen Kenntnisse des Verfassers. Trotzdem spürt der Leser das Engagement Andreas Mielkes und seine Betroffenheit über die Selbstgerechtigkeit seiner Landsleute (und ihrer europäischen Zeitgenossen), auktoriale Eigenschaften, die das anregende Buch um so lesenswerter machen. «
Volker Dürr in The German Quarterly, Summer 1997, p. 298

»Full of critical insight and moral outrage, it is provocative in the best sense.«
Susanne Zantopin in Colloquia Germanica 2/1994, Seite 182

Siehe auch:
Hermann WIEGAND: Hodoeporica. Studien zur neulateinischen Reisedichtung des deutschen Kulturraums im 16. Jahrhundert. Mit einer Bio-Bibliographie der Autoren und Drucke

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