SAECVLA SPIRITALIA   38

Susanne de PONTE: Aktion im Futurismus. Ein Versuch zur methodischen Aufarbeitung von »Verlaufsformen« der Kunst. 1999. 398 Seiten, 169 Abbildungen.

Die Avantgarde-Bewegungen im beginnenden 20. Jahrhundert prägten Kunst und Literatur nachdrücklich und sind aus dem Kanon der »klassischen Moderne« nicht wegzudenken. Dennoch wurde bislang die Avantgardebewegung des Futurismus, eine der aggressivsten und radikalsten Gruppen und einer der bedeutendsten Beiträge Italiens zur Kunst des 20. Jahrhunderts, aus kunsthistorischer Sicht wenig behandelt.
Mit diesem Band wird eine erste umfassende Studie zum Futurismus und seiner wichtigsten Werkform, der Aktion, vorgelegt. Die materialreiche Untersuchung de Pontes ist, ganz im Sinne der Reihe und notwendig für die Aktion im Futurismus, interdisziplinär angelegt und beleuchtet gleichermaßen Theater, Musik, Dichtung wie die Ausdrucksformen der bildenden Kunst in einer Chronologie der futuristischen Aktionen von 1909-1915.
Dabei werden nicht nur die zentralen Schauplätze futuristischer Agitation behandelt, sondern auch abseitige Aktionen, deren Verlauf minutiös aus verschiedensten Archiven und Privatsammlungen rekonstruiert und untersucht werden. Neben den nach außen gerichteten Aktionen werden die inneren Strukturen von Künstlergruppen, deren Bedingungen und Arbeitsmittel, ihre Abgrenzung zu anderen Avantgardegruppen und die Rezeption durch die Öffentlichkeit untersucht.
Ein Anhang mit biographischen Notizen zu Künstlern im Umkreis des Futurismus, einem Verzeichnis der Presserezensionen aus den Jahren 1909-1915, strukturierte Bibliographie sowie ein umfangreiches Verzeichnis weiterführender Literatur, 169 Abbildungen und ein Personen- und Sachregister erschließen den Band und eröffnen dem Leser die Möglichkeit zu weiterer Erforschung der komplexen Realität futuristischer Aktion.

»Frau de Ponte legt hier nicht weniger als die »rote Bibel« zum bzw. über (und nicht nur des) Futurismus vor.«
Ágota König in Das dosierte Leben 31 (2003)

»Susanne de Pontes interdisziplinär ansetzende kunstgeschichtliche und theaterwissenschaftliche Untersuchung über die Idee und Praxis der ‘Aktion‘ im Futurismus ist deshalb von so großer Bedeutung, weil sie innerhalb der klassischen Moderne an die historischen Wurzeln einer in ereignishaften Kategorien denkenden und arbeitenden Kunst geht.
Nicht nur wird hier erstmals ein vollständiger Überblick über die bisher meist nur legendenhaft erinnerten Aktionen der Futuristen gegeben, sondern – viel wichtiger – es wird eine Beschreibungsmethode entwickelt, die die Wahrnehmungen und Reaktionen des Publikums als gleichberechtigte Teile der situativen Kunstereignisse begreift. Im Prinzip heißt das nichts weniger, als daß die herkömmliche ästhetische Dichotomie von ‘Herstellung‘ und ‘Betrachtung‘ durch die übergreifende Kategorie der ‘Teilnahme‘ ersetzt wird.«

Hubert Sowa in Kunst und Unterricht, Heft 253, Juni 2001. Seite 47.

»Susanne de Ponte widmete mit ihrem Buch Aktion im Futurismus einer der wichtigsten Repräsentationsformen des Futurismus, der Aktion bzw. der ‘Verlaufsform‘ von Kunst in Raum und Zeit, eine erste umfassende Studie. [...] Geleistet wurde also eine Monographie im besten Sinne des Wortes, eine Strukturanalyse der Anfänge der Aktionskunst, zu denen de Ponte zu Anfang des Buches geschickt – quasi in einem kurzen Blick ‘zurück nach vorn‘– mit einigen ausgewählten Beispielen von den Bildtheateraufführungen des Jan Fabre seit den späten 70-er Jahren über John Cage bis hin zu Dada 1916/17 zurückführte.
Die Methode einer chronologischen Faktensammlung mit anschließender strukturaler Analyse verlangt vom Leser stetige Aufmerksamkeit und Konzentration bei einer lohnenden, jedoch auch – wegen des Reichtums an Details, Ereignissen und Vorgehensweisen, die mitunter auch die Fußnoten anschwellen lassen – anstrengenden Lektüre. [...] Die Bedeutung der futuristischen Aktion für die Aktionskunst des 20. Jahrhunderts konnte so zum ersten Mal umfassend beschrieben und nachgewiesen werden.«

Michael Wenzel in Zibaldone Nº 33, Frühjahr 2002. Seiten 173-76.

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