SAECVLA SPIRITALIA   19

Wolfgang BERNARD: Rezeptivität und Spontaneität der Wahrnehmung bei Aristoteles. Versuch einer Bestimmung der spontanen Erkenntnisleistung der Wahrnehmung bei Aristoteles in Abgrenzung gegen die rezeptive Auslegung der Sinnlichkeit bei Descartes und Kant. 1988. 280 Seiten.

In der Forschung zur aristotelischen Wahrnehmungslehre bestehen große Differenzen hinsichtlich der Frage der grundlegenden Einordnung seiner erkenntnistheoretischen Position. So wird er als naiver Realist, als kritischer Realist, aber auch als Idealist bezeichnet. Die vorliegende Monographie nimmt das zum Anlaß, die einschlägigen Stellen aus De anima eingehend philologisch wie philosophisch zu analysieren, wobei sowohl die moderne Sekundärliteratur als auch die antike Auslegungstradition (Alexander von Aphrodisias, Themistios, Simplikios, Philoponos) intensiv berücksichtigt werden. Dabei ergibt sich im Unterschied zur bisherigen Forschung, daß Aristoteles’ Position die Extreme des Subjektivismus wie des Objektivismus vermeidet. Besonders interessant auch und gerade für die aktuelle erkenntnistheoretische wie ästhetische Diskussion ist dabei, daß Aristoteles schon in der unmittelbaren Sinneswahrnehmung eine aktive Erkenntnisleistung des Subjekts nachweist, die nicht synthetischer, sondern im aristotelischen Sinne - analytischer Natur ist. Die Erkenntnisweise der Sinneswahrnehmung weist insoweit eine Analogie zu der des Intellekts (Nous) auf, was in einem eigenen Kapitel behandelt wird ebenso wie das Problem des Selbstbewußtseins gemäß der aristotelischen Tradition. Mit englischem Resümee.

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