SAECVLA SPIRITALIA   16

Stephan FÜSSEL: Riccardus Bartholinus Perusinus. Humanistische Panegyrik am Hofe Kaiser Maximilians I. 1987. 376 Seiten, 18 Abbildungen.

Riccardo Bartolini (1475-1529), Domherr und Professor für Rhetorik in seiner Vaterstadt Perugia, kann als Muster eines poeta doctus der italienischen Spätrenaissance gelten: als Gelehrter war er mit der antiken Literatur vertraut und als Kommentator erfahren. Als Dichter wetteiferte er mit großen antiken Vorbildern und verfaßte ein Epos, ein Hodoeporicon, einen Heroischen Brief sowie Oden, Eklogen und Epigramme. Als Diplomat nahm er regen Anteil am öffentlichen Leben. 1514/19 gehörte er zum engeren Humanistenzirkel am Hofe Maximilians und schrieb das einzige Heidenepos für einen Herrscher nördlich der Alpen, das summum opus der höfischen Panegyrik. Bartolinis Vita und Werke werden von Füssel zum ersten Mal wissenschaftlich aufgearbeitet, die einzelnen Schriften bibliographisch verzeichnet, alle bekanntgewordenen Handschriften und Drucke nachgewiesen und durch Analysen in den literaturgeschichtlichen Kontext eingeordnet. Die aemulatio der antiken Vorbilder wird dabei ebenso thematisiert wie das Verhältnis zur volkssprachigen Dichtung der Zeit. Bartolinis Einfluß auf die humanistischen Studien an der Universität Wien ermöglicht Einblicke in die italienisch-deutschen Kulturbeziehungen zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Mustergültige bibliographische Appendices, Register. Mit englischem und italienischem Resümee.

»Stephan Füssel in his impressive study, which skillfully combines literary and historical questions, examines the life and work of the most important exponent of the Italian humanists at Maximilian's court, namely Riccardo Bartolini. [...] Füssel has immeasurably increased our knowledge of Bartolini, producing what might very well be the definitive study of Emperor Maximilian's most important Neo-Latin panegyrist. «
Eckhard Berstein in Sixteenth century Journal XIX (1988), Nº 4, Seite 724f.

»Vorliegendes Buch untersucht zum ersten Mal sehr eingehend und nach strengen kritischen literarisch-historischen Gesichtspunkten Leben und Werk des Riccardo Bartolini aus Perugia, der neben Celtis, Hutten, Sbrulius u.a. der bedeutenste neulateinische Panegyriker Kaiser Maximilians gewesen ist und im Kreis der Hofhumanisten eine führende Stellung einnahm. [...] Bartolini begleitete mit seinen Werken das Leben und die Taten des Kaisers und verstand es, ihnen hohe literarische Form zu geben, wofür ihn der Kaiser 1517 in Antwerpen zum poeta laureatus krönte. [...]
Für den Autor standen der poetische Gehalt, die dichterischen Gestaltungsprinzipien sowie die künstlerische Leistung und Wirkung im Vordergrund, ohne daß der historisch-politische Gehalt vernachlässigt wäre. Insbesondere der historischen Einordnung der Werke wendet der Autor alle mögliche Sorgfalt zu. [... Füssel] hat die gesamten Schriften Bartolinis erstmals bibliographisch vollständig erfaßt, die Handschriften, Druckausgaen und Briefe genau beschrieben und die heute noch vorhandenen Exemplare nachgewiesen. Die hierfür nötigen Bibliotheks- und Archivforschungen verdienen Dank und Anerkennung. Für eventuell geplante Editionen ist damit bahnbrechend vorgearbeitet. [...]
Es ist diesem Buch gelungen, das Gesamtwerk Bartolinis aus dem dichterischen Selbstverständnis der Zeit heraus erstmals vorzustellen und dabei Wesenszüge des italienischen Späthumanismus auf deutschem Boden, die panegyrische Literatur und die politische Werbung am Kaiserhof deutlich zu machen.«

Hermann Wiesflecker in der Zeitschrift für historische Forschung. 21. Band, 1994, Heft 4. Seiten 533-536.

»Die genaue Beschreibung der Drucke und ausführliche inhaltliche und formale Analysen der Werke machen diese materialreiche Studie zu einem wichtigen Beitrag der Humanismusforschung. «
W.S. in Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Bd. 45,2 (1989), Seite 673.

»Der Verf. [hat sich] auf dem Gebiet der Druck- und Illustrationsgeschichte eine beachtliche Kompetenz angeeignet, die ihn hinsichtlich der Fragen der Datierung, Autorzuweisung und vorhandener Dedikationen zu sicherer Urteilsfähigkeit und sogar fundierter Berichtigung früherer Forschungspositionen führt. Die sehr detailreiche Bibliographie am Schluß des Buches wird der künftigen Humanismusforschung hilfreich sein. «
Sabine Heimann in der Zeitschrift für Germanistik. Neue Folge 1.91. Seiten 166-168.

Siehe auch:
Poesis und Pictura. Studien zum Verhältnis von Text und Bild in Handschriften und alten Drucken. Festschrift für Dieter Wuttke.
ARTIUM CONJUNCTIO. Kulturwissenschaft und Frühneuzeit-Forschung. Aufsätze für Dieter Wuttke.

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