SAECVLA SPIRITALIA   13

Martin JESINGHAUSEN-LAUSTER: Die Suche nach der symbolischen Form. Der Kreis um die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg. Mit einem Geleitwort von Gert MATTENKLOTT. 1985. 380 Seiten,
16 Tafeln.

Die ehemals Hamburger Bibliothek Warburg steht ein für eine Umschichtung des historischen Bewusstseins, die bereits im ersten Drittel dieses Jahrhunderts in strukturalistische Bahnen lenkt. Die Formen spekulativer Philosophie und historischen Geschichtsbezugs können die neuen Erkenntnisbedürfnisse nicht mehr befriedigen. Neu an Warburgs Form bibliothekarischer Wissensorganisation ist die hinter ihr stehende Idee, neu die symbolische Anschaulichkeit dieser Idee im inneren und äußeren Aufbau der Bibliothek, neu ihre Funktion als Problembibliothek, als fächerübergreifende, universale Fachbibliothek zur Erforschung von Geschichte und Funktion der Symbole in der abendländischen Kultur: zahlreichen Forschern aus nahezu allen geisteswissenschaftlichen Fachgebieten bedeutet sie mehr als nur ein Mittel zum Zweck. Sie ist ein ästhetisches Strukturmodell interdisziplinärer Kulturwissenschaft, ein lebendes Symbol empirischer und theoretischer Symbolforschung. In diesem Zusammenhang erhalten die kulturwissenschaftlichen Leistungen des Philosophen Ernst Cassirer, der Kunsthistoriker Fritz Saxl, Erwin Panofsky und Aby M. Warburg, der Literaturwissenchaftler Clemens Lugowski, André Jolles, Ernst Robert Curtius und Walter Benjamin zusätzliches Gewicht. Literaturverzeichnisse, Register. Mit englischem Resümee.

»In seiner fundierten und anregenden Untersuchung des interdisziplinären Kreises von Forschern, die sich um den Hamburger Kunsthistoriker Aby Warburg zusammenfand, setzt sich Jesinghausen-Lauster mit Gegenstand, Absichten und Methoden des Warburg-Kreises auseinander, der sich nie ein ausdrücklich formuliertes Programm gab. In philologisch-textkritischen Einzelanalysen untersucht der Verf. zu diesem Zweck ausgewählte Schriften der 20er Jahre (von Warburg selbst, von Cassirer, Saxl, Panofsky, Lugowsky, Jolles, Curtius und Benjamin). Dem gemeinsamen Problemfeld eines Bilderkosmos von Antike und Renaissance nähern sich diese Forschungen als Variationen einer Grundidee, denen die Konkretisierung im Einzelnen immer wesentlich ist. In einem zweiten Annäherungsversuch an die Warburg-Schuke untersucht der Verf. die architektonisch-ästhetische Konzeption des Humburger Bibiotheksgebäudes und die räumliche Organisation von Warburgs Buchbestand. [...] Ein Abbildungsteil, drei bisher unveröffentlichte Briefe Warburgs, Lit.verzeichnis und Reg. ergänzen das Buch, das selbst einen interessanten Versuch darstellt, die wissenschaftlichen Methoden des Warburg-Kreises für das eigene Herangehen an den Gegenstand fruchtbar zu machen.«
Ingrid Höpel in Germanistik, 32. Jahrgang 1991/2, Seite 293f.

»Der mit 'Verzweigungen des Problems' überschriebene letzte Teil der Arbeit ist indes der Anziehung gewidmet, die von Aby Warburg selbst, seinem Kreis und seiner Bibliothekauch auf weitere akasemische Kreise ausging. Drei unveröffentlichte Briefe [...] runden diese gehaltvolle, ob ihres Gedankenreichtums beeindruckende Erstlingsarbeit, die auch vor archivalischer Forschung in Warburgs literarischem Nachlaß in London nicht zurückschreckte, in vortrefflicher Weise ab.«
Alfred A. Strnad: »Der Mensch als Mitte der Welt« in Innsbrucker historische Studien 7/8 (1985), Seite 355.

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