SAECVLA SPIRITALIA   9

Gregor MÜLLER: Mensch und Bildung im italienischen Renaissance-Humanismus. Vittorino da Feltre und die humanistischen Erziehungsdenker. 1984. 432 Seiten, 5 Tafeln.

Magister Vittorino da Feltre (1378-1446), Gründer der berühmten Heimschule »Casa giocosa« am Fürstenhof zu Mantua, ist der bedeutendste Repräsentant eines Humanismus, der sich an der Natur orientiert, um sie zu erkennen und technisch zu meistern. Verglichen mit den zeitgenössischen Pädagogen ist er in vielfacher Hinsicht ein Außenseiter: er hält sich vom Universitätsbetrieb fern, distanziert sich weitgehend vom Fürstenhof, hält nur Schule, schreibt nicht über Erziehung, besorgt keine Textausgaben, verfasst keine eigenen Werke, in denen er antike Modelle nachgeahmt hätte. Er ist kein origineller Erfinder neuer Ideen, sondern ein Architekt, der es verstanden hat, aus bereits vorgegebenen Materialien einen Bau zu erstellen, der als Gesamtwerk einmalig und harmonisch in der päda- gogischen Landschaft steht. Vittorino ist ein Mann der Mitte: er kultiviert nicht nur die Sprachfächer, sondern auch die naturwissenschaftlichen, er betont den Primat des Ethos vor dem Wissen, verbindet Leibliches und Geistiges, Diesseitiges und Jenseitiges, er bleibt der Tradition verbunden und ist doch fortschrittlich (Internatsschule, Mädchenbildung), es gelingt ihm eine einzigartige Symbiose von Humanismus und Christentum. Dieses Buch bietet die erste deutschsprachige Gesamtdarstellung des größten italienischen Erziehers der Renaissance. Umfangreiche Quellen- und Literaturverzeichnisse sowie Register schließen den Band ab.

»Vittoria da Feltre [...] wird seit langem in Italien als Erzieher, Lehrer und Schulgründer hoch geschätzt, in Deutschland ist er hingegen fast ein Unbekannter. Deshalb ist die Schilderung seiner Persönlichkeit und seines Wirkens auch das Hauptanliegen dieses trefflich recherchierten Buches, das (indem es die einzelnen Fakten seines Lebens und Arbeitens in geisteswissenschaftliche Perspektiven und in ständigen Vergleich mit Zeitgenossen und mittelalterlichen wie antiken Autoritäten setzt) die großen Themen und Ideale des Renaissance-Humanismus vorzüglich zu illustrieren versteht.«
Innsbrucker Historische Studien 7/8 (1985), Seite 345.

»Il libro è peròindiscutibilmente valido e ricco di apporti storico-ermeneutici, tanto da meritargli la massima attenzione degli studiosi e magari di qualche serio editore italiano.«
B. Bellerate in Orientamenti Pedacogici. Nº 3 1986. p553.

»Das umfangreiche Werk, das trotz aller akribischen Quellenkenntnis sich angenehm und gefällig liest, gibt uns eine Fülle solcher Einblicke in den zutiefst zweideutigen Charakter der Renaissance.«
Walter Hoeres in der Deutschen Tagespost vom 19./20. Juli 1985.

»Bereits diese wenigen Hinweise mögen den Reichtum der Informationen dartun, den man der Lektüre dieser wichtigen und gelungenen Darstellung verdankt. Sie hilft, die aus dem Geist der studia erwachsende Pädagogik umfassender zu verstehen und an Gestalt und Werk Vittorinos die Entfaltung laikaler Erziehung zu verfolgen. Ein ausführliches und willkommenes Literaturverzeichnis (samt Quellenverzeichnis) ergänzt die Darstellung.«
Wilhelm Kölmel im Historischen Jahrbuch. Band 105, Seite 252f.

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